Dass dieses auf beiden Seiten immer für etwas Anspannung sorgende Derby am Ende solch eine klare Angelegenheit für die Rothosen werden würde, war nicht absehbar. Denn zum einen gehen diese Spiele traditionell mit knappen Resultaten zu Ende, anderseits war einen Tag vor dem Spiel der Kader des MTV noch nicht in trockenen Tüchern. So bissen Allrounder Mark Less und Mittelfeldlenker David Heck oben auf die Zähne, zogen unten ihre trainierten Pobacken zusammen und gaben somit dem Trainerteam Olaf Kranz, Maik Alvermann, Timms Sabatino und Florian Heuer grünes Licht für Ihren Einsatz, so dass es bei den Ausfällen von Timo Posnanski, Jan Köller, Henning Witte und Christian Felgner blieb.
Ausdruck dessen, dass sich der Stadtkonkurrent von den Sulzwiesen für das Spiel eine Menge vorgenommen hatte, belegte die Tatsache, dass sich der Gast zeitlich vor den Turnern im heiligen Grund einfand, um sich gewissenhaft auf dieses Derby vorzubereiten. Aber auch der MTV fokussierte sich in der Kabine zielgerichtet auf dieses Stadtderby, das den ersten Gradmesser dieser Saison für die Rothosen darstellte.
Offenbar schlägt Kabinenspirit Treffpunkteifer, denn nach 30 Sekunden lag der Gastgeber bereits mit 1:0 in Front. Dem Treffer vorausgegangen war ein energisches Anlaufen von Tempostürmer Sven Meißner gegen den gegnerischen Torhüter mit anschließender Balleroberung. Den folgenden überlegten Querpass vom Zweikampfsieger Sven Meißner musste der mitgelaufene Immertreff Maik Alvermann nur noch einschieben. Somit startete das Spiel also gefühlt nicht bei Null sondern einer Torvorgabe für die Turner.
Im weiteren Spielverlauf der ersten Halbzeit verpassten es die Rothosen diverse Male auf 2:0 davonzuziehen, ließen sie doch mehrfach aussichtsreiche Torchancen ungenutzt liegen. Die größte Chance auf einen Torerfolg hatte dann aber plötzlich der Gast. Aufgrund eines Abstimmungsfehlers in der MTV Defensive lief der Angreifer der Gäste, Heiko Heller nach einem langen Pass ab dem 2. Drittel in der Hälfte der Gastgeber auf das wieder einmal von Rüdiger Neumann sehr gut gehütete Tor der Turner los. Der Stürmer scheiterte dann aber letztlich am sehr aufmerksamen MTV Ballfänger, da dieser sich im rechten Moment auf den Weg zum Ball aufmachte und diesen dem VFL Stürmer vom Fuß fischte.
Danach entwickelte sich bis zum Pausenpfiff ein sehr ausgeglichenes Spiel, ohne dass jedoch von nennenswerten Torchancen zu berichten ist, so dass es aufgrund der „Torvorgabe“ aus der 1. Minute mit der 1:0 Führung für die Rothosen in die Kabine ging.
MTV Treubund – VFL Lüneburg
8:1 (1:0)
Hier schwor Olaf Kranz sein Team darauf ein, das knappe 1-Torepolster nicht als Ruhekissen anzusehen sondern mit hoher Konzentration das Spiel fortzuführen.
Doch diese Konzentriertheit der Turner hielt in der 2. Halbzeit nur 5 Minuten an und wurde durch einen unnötigen Fehlpass in der Vorwärtsbewegung jäh beendet. Nutznießer dieses MTV Fehlers war letztlich der Unterschiedsspieler der Grünen, Javier Medina, der, gekonnt von Semir Voloder in Szene gesetzt, den überfallartigen Gegenstoß der Gäste gekonnt wie ruhig zum 1:1 vollendete.
Allerdings hatte der Gastgeber in Person von Mark Less, der bis auf den beschriebenen Gegentreffer von Javier Medina das Herz des VFL-Spiels nahezu vollständig ausschaltete, die postwendende Antwort parat. Ein von Mark Less scharf und wohl tatsächlich gewollt auf den sich vorm Tor befindlichen Ex-Kassenwart Maik Alvermann gespielt, lenkte Letztgenannter in Manier eines Eishockeyspielers in die Maschen des Gästetores, indem er seinen Fuß in das Zuspiel stellte.Von diesem Zeitpunkt an war, wie von Christian Felgner vor dem Spiel von seinem Team per Whats App Botschaft gefordert, das Gaspedal auf Seiten der Turner komplett durchgedrückt und es um den VFL geschehen.
In Windeseile und in Ü 40-Tempo- und Kombinationsfussball par excellence bauten die Turner diese Führung nun stetig aus. Hieran war praktisch das ganze Team in unterschiedlichsten Kombinationen beteiligt, so dass der sehr erfahrene Schiedsrichter Hans-Heinrich Meyer fortan mehr Mühe mit der Notierungen der MTV Torschützen als mit der Spielleitung hatte.
Hervorzuheben aus dieser Torflut ist das 7:1. Dem Treffer vorausgegangen war ein Sprint von Fritze Weidlich auf der rechten Außenbahn, den auch ein Kylian Mbappe nicht hätte schneller ziehen können. Selbst ein Strafraumbegrenzungshütchen, das die Rollbewegung des Balles deutlich veränderte und danach selbst wie ein Ball auf dem Grün des Hasenburger Grund hüpfte, konnte den MTV Sprinter nicht stoppen. Allerdings war Fritze Weidlich durch diese Irritationen ala Bremer Papierkugel dazu gezwungen, von seinem Vorhaben, selbst abzuschließen, abzuweichen und entschied sich für den Querpass. Des einen Leid, des anderen Freud, war es doch Kraftstürmer Jörg Marsiske, der nur noch einschieben musste und somit zu seinem zweiten Treffer des Abends kam.
Der Fussballgott schaltete sich am Ende des Spiels auch noch ein, kam doch Fritze Weidlich kurz vor Schluss nach einem perfekten Zuspiel auf ihn doch noch zu seinem verdienten Torerfolg und stellte damit den 8:1 Endstand her.
Am kommenden Freitag kommt es dann zu einem weiteren richtungsweisenden Spiel, reisen die Lüneburger doch dann zur SG Bleckede/Neetze, bei der es in der letzten Saison eine empfindliche 1:2 Niederlage gab, die letztlich die Meisterschaft kostete.
Die Tore für den MTV erzielten: 1:0 Maik Alvermann, 1:1, 2:1 Maik Alvermann, 3:1 Timm Sabatino, 4:1 Florian Heuer, 5:1 Sven Meißner, 6:1 Jörg Marsiske, 7:1 Jörg Marsiske, 8:1 Fritze Weidlich
Für den MTV spielten: Rüdiger Neumann, Mark Less, Mike Ziehm, Jakob Zientek, Florian Heuer, Maik Alvermann, Timm Sabatino, David Heck, Fritz Weidlich; Patrick Eschen, Sven Meißner, Jörg Marsiske
An der Seitenlinie die gute Seele Kerstin Schröder