In der Dropkick-Ausgabe Juli/August 2014 ist ein großes Interview unseres Trainer Oliver Haase. Wer es noch nicht gelesen hat, hier noch einmal die Printversion.
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Im Jahre 2003 fing bei Oliver Haase (47) die große Trainerkarriere an. Erster Verein war der Vastorfer SK, es folgte der TuS Baendorf undseit2007 der MTV Treubund Lüneburg. Haase ist also ein alter Fuchs, kann uns einiges erzählen, wie der Jugendfußball zu laufen hat - auch wir sind gespannt, was der Gebietskaufleiter uns zu sagen hat - viel Spaß!
Oliver, irgendwie hörst du dich nicht wirklich typisch Norddeutsch an - wo begann deine Laufbahn als Spieler?
- Haase: Beim SC Blau Weiss 06 Köln und dem 1. FC Köln.
Für welchen Verein schlägt dein Herz?
- Haase: Bei den Großen ist es der HSV, in der Region natürlich der MTV Treubund Lüneburg
Trainerjob - wie kam es dazu?
- Haase: 2001 sind wir hierher gezogen ( Reinstorf), und 2003 ging mein Sohn zum Training zum Vastorfer SK. Als ich dort dann mal den erkrankten Trainer vertreten habe, ist es passiert, der „Virus" ist übergesprungen. Erste Saison als Trainer war 2003/2004.
Was magst du an dem Trainerjob?
Haase: Wer selber Kinder hat, weiß dass es nicht immer einfach ist, aber genau darin liegt der Reiz find ich. Dem Nachwuchs etwas vermitteln, die Begeisterung zu wecken, und gerade im älteren Bereich die Jungs auf den Platz zu bekommen, weg von Playstation, PC. Es macht super viel Spaß mit den Jungs zu arbeiten, und man die Entwicklung sieht.
Und was nervt richtig?
Haase: Das ich leider nicht noch mehr Zeit investieren kann, um noch mehr zu bewegen. Querköpfe die an alten Strukturen festhalten und Stühle nicht freimachen.
Wie sind die Erinnerungen an das erste Spiel als Coach?
Haase: Das war beim Vastorfer SK. Ich war super motiviert, die Kids klasse drauf, und am Ende haben wir die erste Niederlage kassiert. Mit Eis habe ich die Seele der Kids und die eigene wieder beruhigt.
Schon mal richtig durchgedreht an der Linie und dich selbst nicht mehr erkannt?
Haase: Nein. Sich immer „optimal" zu verhalten ist aber sehr schwer. Dazu kommt dann auch noch bei mir das „Rheinländische Naturell". Ohne Emotionen an der Linie geht es meiner Meinung nach nicht. Aber nach dem Spiel muss dann auch wieder alles gut sein.
Verstehst du jetzt besser, warum deine Trainer manchmal anders drauf waren?
Haase: Na klar, wenn man draußen steht sieht man vieles anders, und als junger Spieler hat man den Blick für das ganze einfach noch nicht. Der TuS Barendorf, damals Heinrich Straßenburg, hat mir ermöglicht die Trainier-Lizenz zu machen.
Wie würdest du als Trainer mit dem Spieler Oliver Haase umgehen?
Haase: Der Spieler war super einfach. Sehr ehrgeizig, mannschaftsdienlich, und hat sich vor nichts gedrückt, (Tore tragen, Hütchen zusammensammeln usw.). Kaum zu glauben aber war.
Würdest du manchmal am liebsten auf das Feld rennen und den Ball rein hauen?
Haase: Manchmal juckt es schon mächtig unter den Füßen...
Wie sehr leidest du an der Außenlinie mit deinen Jungs mit?
Haase: Wie schon oben erwähnt, als Trainer gehe ich das ganze Spiel mit, bin Motivator, Gemüts-Beruhiger und Antreiber, das gehört einfach dazu.
Kann man immer Vorbild sein?
Haase: Muss man sein, denn die Jungs nehmen dich selber als Vorbild auf und neben dem Platz. Beispiel: Du kannst von deinen Jungs nicht Pünktlichkeit erwarten wenn Du selber erst kurz vor Beginn an rauscht. Wenn man mit den Jungs ein paar Jahre zusammen ist lernt man sie sehr gut kennen, und ist auch schon mal Sorgenvater, Tröster, Problemlöser, Berater, und einfach Kumpel. Wenn man die richtige Mischung aus den Punkten, aber auch den gewissen Respekt sich erarbeitet, gehen die Jungs für einen durchs Feuer.
Strömender Regen, 3 Grad – wie sieht dein Training aus?
Haase: Haha, wo meinst Du, im Hasenburger Grund? Dann ist Trainingsausfall!!! Dann steht der Grund doch unter Wasser.... Nein ernsthaft, dann musst Du dein Programm entsprechend anpassen. Ausfall, den gibt es bei uns nicht, dafür sind ja Regenjacken da.
Welche Ausrede kannst du nicht mehr hören?
Haase: Ach, viele gibt's bei uns nicht. Ich erwarte von den Jungs Offenheit, genauso wie sie es von mir erwarten. Daher, wenn sie etwas vorhaben, Bescheid geben, und dann passt das. Und wenn die Trainingsbeteiligung immer hoch ist, scheinen wir ja die richtige Mischung zu haben.
Wie oft fängst du einen Satz mit den Worten: „Früher, da..." an?
Haase: Wenig bis gar nicht, es gibt kaum etwas zu vergleichen. Die Zeiten ändern sich, und ich denke man muss mit der Zeit gehen, bei der Einstellung zu verschiedenen Dingen und auch bei den Trainingsmethoden.
Wann leuchten deine Augen vor Freude?
Haase: Wenn die Jungs auf dem Platz so spielen wie sie es können, alles geben, und man die Ergebnisse der Trainingsarbeit sieht. Die Aussicht in der kommenden Saison wieder in der Regionalliga spielen zu können.
Und wann raufst du dir die Haare?
Haase: Wenn die 100-prozentigen Chancen vergeben werden, die Jungs alles versuchen aber es doch nicht klappt.
Wie sieht dein ideales Training aus?
Haase: Die Trainingseinheiten und Inhalte plane ich schon über einen längeren Zeitraum, zielgerichtet auf die Jungs abgestimmt. Mindestens 35 Minuten vorher da sein, die Trainingseinheiten komplett aufbauen, mit Trainer Kollegen Sören Trumann stimme ich vorher die Inhalte ab, und lege dann fest wer was durchführt. Durch die hohe Trainingsbeteiligung kann man immer Übungs- und Spielformen gut kombinieren.
Mit welcher Übung quälst du die Spieler am liebsten?
Haase: Es gibt da ein paar Konditions- und Sprintübungen, und wenn die Konzentration dann mal ganz nachlässt, wissen die Jungs was passiert.
Du redest, redest und redest, aber nichts passiert – schon an der Linie erlebt?
Haase: Sicherlich gibt es Tage da passt einfach nix zusammen, aber dafür gibt es dann ja die Halbzeitansprache, hat bis jetzt immer funktioniert.
Welche Fußballweisheit musst du uns noch mit auf den Weg geben?
Haase: Weisheiten sind immer so eine Sache. Ich denke da muss jeder für sich seinen Weg finden. Der Trainer wir immer am Erfolg gemessen, doch auch er kann nur erfolgreich sein, wenn das Paket aus Spielern, Eltern und Verein passt. Der Job wird manchmal auch nur belächelt. Aber 3 Trainings Einheiten, Spiel am Wochenende, Berichte schreiben, Homepage pflegen, Trainingsplanung, Turnierplanungen, Kaderplanungen, Aktivitäten neben dem Platz mit den Jungs, Dana Cup Planungen binden dich schon zwischen 15- 20 Stunden in der Woche. Dazu kommt bei mir auch noch die Arbeit im Fußballvorstand des MTV, da die Position als Sport Orga, Platzbelegungen etc. Wir sollten alle froh sein das es so viele von uns gibt, die sich neben Beruf und Familie damit beschäftigen, dem schönsten Hobby: Fußball!